Der Wareneinkauf im Sportfachhandel ist aus strategischer und operativer Sicht fordernd. Vor allem der von Schnee- und Wetterlage stark abhängige Wintersport, stellt Einkäufer jede Saison aufs Neue vor Herausforderungen – auch in „normalen“ Jahren, ohne Pandemie. Einer der die Entwicklungen wie kein anderer vor Augen hat, ist Bernhard Leichtfried, International Category Manager Wintersport. Seit Herbst verantwortet der begeisterte Skisportler, der schon seit 2016 den Einkauf bei SPORT 2000 Österreich leitet, das Category Management Wintersport auch auf internationaler Ebene. Eine Herausforderung die er gerne annimmt, blickt er immerhin bereits auf über 20 Jahre Erfahrung zurück. Vor seinem Eintritt bei SPORT 2000 war er als Produktmanager bei Fischer Sports GmbH und als Einkaufsleiter bei Boards & More tätig. Trotz seiner breiten Expertise, begegnet Bernhard Leichtfried seiner Position auf internationaler Fläche mit großem Respekt.
SPORT 2000: Bernhard, du hast mit Herbst 2020 die Position als Category Manager Wintersport auf internationaler Ebene angetreten. Wie fühlst du dich in dieser Position?
Bernhard Leichtfried: Die Position als internationaler Category Manager Wintersport ist sehr interessant, weil Sie viel mit meiner Passion, dem Skisport, zu tun hat. Diese Verbindung ist für mich seit dem Beginn meiner beruflichen Karriere ausschlaggebend und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Die Rückkehr zu einem Job mit internationalen Facetten freut mich darüber hinaus besonders. Durch meine Erfahrung bei Fischer und Boards & More sehe ich den Einkauf auch immer mit den Augen der Markenhersteller und kombiniere diese Perspektiven mit jenen von SPORT 2000. Ich fühle mich daher für die Position gewappnet und trete sie mit voller Freude aber natürlich auch Respekt an. Ich rechne mit kleinen und großen Herausforderungen, die auch für mich neu sein werden.
Von welchen Herausforderungen sprichst du hier genau?
Bisher verantwortete ich ausschließlich den Wareneinkauf für SPORT 2000 Österreich. Bereits in diesem Land ist diese Aufgabe aufgrund der Verschiedenheit der lokalen Gegebenheiten und unterschiedlichen Anforderungen der Kunden vielfältig. Die internationale Ebene erhöht den Komplexitätsgrad nochmals, macht die Aufgabe dadurch aber auch interessanter. Die Herausforderung ist es, einen Mehrwert für die Endkunden und Händler, aber auch für die Industriepartner zu generieren – und das über Landesgrenzen hinweg.
Welche Unterschiede weisen die SPORT 2000 Länder in Bezug auf Wintersport auf?
Länder wie Österreich, Frankreich und die Schweiz sind durch den hohen Tourismusanteil stark Verleih-getrieben. In der Schweiz kommt dann noch das Modell der Saisonmiete hinzu. In den anderen Ländern liegt der Fokus stärker auf dem Skiverkauf. Ein anderes Merkmal sind die Skibreiten: In den Westalpen und in Skandinavien sowie in einigen Hotsports in den Ostalpen (z.B. Arlberg) werden breitere Ski bevorzugt und in den Ostalpen eher schmale Ski. Das ist auf die unterschiedlichen Gelände-Vorlieben der Sportler zurückzuführen. Die Skibreite ist stark davon abhängig, ob mehr auf der Piste oder im Gelände gefahren wird. Als Faustregel gilt: je härter die Piste, desto schmaler der Ski.
Was erwarten Wintersportmarken von einem Verband wie SPORT 2000?
Sport 2000 ist der qualitativ hochwertigste Verband. Die Erwartung der Industrie ist, dass wir diese Stellung behaupten oder sogar ausbauen. Unsere Aufgabe liegt darin, dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden und die top Konzepte der Industrie bei unseren Händlern möglichst gut zu etablieren und mit unseren zu verbinden. Ein partnerschaftlicher Umgang auf Augenhöhe mit unseren Industriepartnern steht dabei für mich immer an erster Stelle. Gerade Corona zeigt uns, wie wichtig, Zusammenhalt sowie aktiver Austausch ist, und bestätigt uns darin.
Wie sieht die Zukunft des Wintersports aus?
Die Anzahl an „Skier Days“ ist seit Jahren leicht steigend und es ist derzeit, trotz des Klimawandels, keine Trendumkehr absehbar. In Zukunft gewinnt das Thema Komfort und Convenience sicher weiter an Bedeutung. Für den Großteil der Kunden steht der Spaß und der Komfort im Vordergrund und nicht die Leistung und die Performance. Unsere Aufmerksamkeit gilt jetzt jedoch der kommenden Saison. Diese wird uns auf vielen Ebenen fordern. Fix ist, dass in diesem Winter eher die traditionellen Sportarten wie Langlaufen, Schneeschuhwandern oder Tourengehen im Fokus stehen werden.
Welchen Stellenwert nimmt die Beratung im Wintersport für Kunden ein?
Beratung hat hier einen extrem hohen Stellenwert. Den richtigen Schuh und den richtigen Ski zu finden ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Das falsche Skimodell, die falsche Skilänge oder ein Schuh der nicht passt, verdirbt jeden noch so schönen Skitag und kann im schlimmsten Fall sogar zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Durch ein kompetentes Verkaufspersonal wird das ideale Equipment – immer abgestimmt auf das Leistungsniveau des Kunden – gefunden. Durch moderne Technologien, wie dem Bootfitting, hat der stationäre Handel noch zusätzliche top Tools in der Hand, die den Sport, noch bevor es auf die Piste geht, zum Erlebnis machen.